Die Zahlen der im Frühling veröffentlichten kantonalen Wertschöpfungsstudie zeigen auf, wie gross die Bedeutung des Tourismus für die Region Prättigau/Davos ist. 590 Mio. Franken Wertschöpfung (von total 1,77 Mia.) werden direkt oder indirekt dem Tourismus zugewiesen. Auch in Prättigauer Gemeinden, die vermeintlich wenig mit dem Tourismus zu tun haben, profitieren Gewerbe und Dienstleistungen immer noch deutlich von Aufträgen von Anbietern oder von Gästen.

Für alle elf Gemeinden der Region stellt sich deshalb die Frage, wie sie den Tourismus gewichten und mit ihm umgehen. Ein Leitbild soll hier für eine gewisse Einheitlichkeit sorgen und einen Rahmen setzen; als Massnahme und Auftrag an die Regionalentwicklung wurde dies in der regionalen Standortentwicklungsstrategie, die von der Präsidentenkonferenz im November 2023 genehmigt wurde, bereits festgelegt. Am Forum Prättigau/Davos, das im Auftrag der Gemeinden tagt und das in Zusammenarbeit mit der Regionalentwicklung von Jürg Kessler geleitet wird, wurde die Umsetzung nun lanciert.

Mehr Gewicht gewünscht

In den drei Diskussionsgruppen ging es nur am Rand um die Frage, welche neuen Angebote und Infrastrukturen das Gesamtangebot für die Gäste in der Region noch weiter verbessern könnten. Thematisiert wurde, dass in verschiedenen Gemeinden bei Tourismusprojekten oder -anliegen die Gefahr besteht, dass unsachgemässe Beschlüsse gefällt oder Tourismusinteressen als zweitrangig angesehen werden. Hier könnte nach Ansicht von Forumsmitgliedern mit dem Beizug von Fachleuten oder der Bildung von Begleitgruppen Gegensteuer gegeben werden, wie das bei anderen, wichtigen Themen in einer Gemeinde (z.B Schule, Infrastruktur) auch üblich sei.

Aufgabe des Leitbilds ist es aber nicht nur, Tourismusanliegen besser in den Gemeinden zu verankern. In einer koordinierten Standortentwicklung soll der Tourismus eine wichtige Rolle spielen, es sollen aber auch alle anderen Themen und Interessen berücksichtigt werden (Gesellschaft, Kultur, Natur und Landschaft, Landwirtschaft, Gewerbe, Wohnen, Mobilität usw.). Das soll letztlich auch die Akzeptanz für den Tourismus verbessern und die Voraussetzungen für die Zustimmung zu Projekten im Hinblick auf Abstimmungen schaffen.